Am 07. und 08.12.2011 fand in Gelsenkirchen der 2. Wo?-Kongress statt. Schwerpunktthema der Veranstaltung war GeoMobility. Etwa 130 Referenten und Teilnehmer haben hier Fachvorträge gehalten, welche in die Kategorien Best Practice und Future unterteilt waren. Eine interessante Entwicklung zum letzjährigen Kongress ist in der stärker werdenden Präsenz der OpenStreetMap Daten zu erkennen.Veranstaltet wird der Wo?-Kongress vom AIR-Verband mit Sitz in Herne. Wie schon 2010 war der Kongress in zwei parallele Beitrags-Blöcke aufgeteilt. Am ersten Tag gab es jeweils drei Blöcke und am zweiten Tag zwei Blöcke. Insgesamt waren die Themen wieder sehr breit getreut und es waren für die Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft und Forschung geeignete Beiträge zu finden (genaue Infos gibt es auf der Homepage des Veranstalters).
Obwohl letztes Jahr Henk Hoff (an Stelle von Steve Coast) einen Informationsbeitrag zum Thema OpenStreetMap gebracht hat, scheint noch nicht überall der Sinn und Zweck des Projektes angekommen zu sein. Es gab eine Menge positiver Momente aus Sicht der OSM Community, denn in einigen Fällen wurden die OSM Daten zumindest als Alternativdatenbestand hervorgehoben. In speziellen Beiträgen zum Thema Tourismus und Freizeit (Stichwort: eBike Tankstellen) wurden die OSM Daten für die Generierung von Grundlagenkarten verwendet (mit Quellenvermerk). Andere Projekte aus diesem Bereich zeigten ihre Bestrebungen auf, einen benötigten Geo-Datenbestand aufzubauen, ohne zu wissen, dass die Daten häufig schon in ausreichender Qualität und Quantität in OSM vorhanden sind. Zumindest wurde deutlich, dass OSM die Strukturen bereit hält, diese Daten aufzunehmen (POIs mit z. B. Öffnungszeiten, Kontaktdaten und Angabe der Website). Ein großer Teil dieser Daten wird schließlich schon z. B. in der OpenLinkMap benutzt und angezeigt. Schlimmer war allerdings, dass der eine oder andere Referent aus reiner Unwissenheit die OSM Daten in Frage stellte und dabei einen Vergleich mit den Katasterdaten oder anderen amtlichen Daten anstrebte. Hierbei war dem Referenten noch nichteinmal klar, dass OSM nicht die Absicht hat, Katasterdaten zu ersetzen.
Sobald OSM Daten erwähnt wurden, suchte der Referent oder das Projekt nach einer Basis für Location Based Services, welche unkompliziert der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollten. Dabei gewinnt der CrowdSourcing-Gedanke immer mehr an Bedeutung. Weg von der Erfassung durch kleine geschlossene Projektteams, hin zur Nutzung der Daten, welche durch die Community erhoben werden. Hierbei ist die erreichte Genauigkeit in den allermeisten Fällen (siehe Tourismus) mehr als ausreichend, ebenso wie die dargestellten Details (Wanderwege, Wegebeschaffenheit). Sicherlich sind die OSM Daten noch nicht in jedem Bereich Deutschlands hervorragend und vollständig, aber wenn man bei dem Kongress zwischen den Zeilen liest, kann die OSM Community mit ein wenig mehr Qualität und konsequenter Erfassung der Attribute zu Wegen und POIs in den kommenden Jahren ihre Position deutlich verbessern. Das führt dann in jedem Fall zu einer deutlichen Steigerung der Daten. Die neue Datenbanklizenz sehe ich hierbei nicht als Hinderungsgrund, da in der Regel ein zusätzlicher Layer zu den vorhandenen Daten zugefügt wird und keine Vermischung von OSM und Drittdaten passieren soll.
EDIT: einen Bericht, der nichts mit OSM zu tun hat, verdient aber trotzdem erwähnt zu werden. Der Guide4Blind, hervorgegangen aus dem Projekt Nav4Blind, des Kreis Soest wurde schon im vergangenen Jahr auf dem Wo?-Kongress vorgestellt. Mittlerweile ist das Projekt Musterprojekt für Deutschland und das Projektteam ist jetzt damit beauftragt worden, das was in Soest für Blinde und sehbehinderte Menschen geschafften wurde, in die Haupstadt Berlin zu bringen. Die Aufbereitung der Tourismusinformationen ist an den Info-Kiosken letztendlich auch für nicht-sehbehinderte Menschen verfügbar.
Was abschließend zu sagen bleibt ist, dass die Informationen zum Projekt OpenStreetMap noch intensiver in die Breite gebracht werden müssen. An vielen Stellen haben die Teilnehmer solcher Kongresse zum Thema Geodaten und Geoinformationen schon eine Vorstellung davon, was sich hinter dem Projekt verbirgt. Dennoch sind die Nutzungsmöglichkeiten und der Nutzen häufig unklar. Einige der vorgestellten Projekte könnten auf der einen Seite von den OSM Daten profitieren und auf der anderen Seite schmerzfrei einen Teil der Daten wieder an das OSM Projekt zurückgegeben (z. B. Wald und Forst: Waldwege reduziert auf die Lage und die allgemeine Beschaffenheit). Was bei Verwaltungen und öffentlichen Einrichtungen noch weitestgehend fehlt, ist die Bereitschaft georeferenzierte Informationen – und davon gibt es sicher mehr als genug – in Projekte wie OpenStreetMap einfließen zu lassen. Und hierbei spreche ich von allen den Daten, die nicht in irgendeiner Form sensibel sind.
Dezember 8, 2011 um 10:16 pm |
Hi, interessanter Bericht :) Magst du mir mal den Link zu dem ebike Portal bitte zukommen lassen? Das klingt pfiffig.
Dezember 9, 2011 um 7:39 am |
Hi,
das eBike Portal ist eingebunden, oder besser gesagt wird eingebunden sein in die Seite http://www.geoadventure-tours.de und soll sich zunächst auf da Münsterland erstrecken. Zukünftig wird aber auch ein Nutzung solcher Infos in ganz Deutschland angestrebt.